Zusammenabreit von ASB, Bachgauschule und Kinder- und Jugendförderung Vor über 65 Jahren floh Elfriede Hehner aus Danzig. Aus Angst vor der anrückenden roten Armee nahm sie eine lange Reise auf […]

Zusammenabreit von ASB, Bachgauschule und Kinder- und Jugendförderung

Vor über 65 Jahren floh Elfriede Hehner aus Danzig. Aus Angst vor der anrückenden roten Armee nahm sie eine lange Reise auf sich, um in Sicherheit leben zu können. Unter anderem floh sie auf einem überfüllten Schiff über die Ostsee nach Norddeutschland, um später ihr Glück in Babenhausen zu finden.

Vor knapp einem Jahr floh Soleyman Mohammad aus Afghanistan. Aus Angst vor dem Terror der Taliban nahm er einen 40 Tage langen Fußmarsch bis nach Ungern auf sich. Zu zehnt in einem Auto ging die Reise weiter nach Österreich. Von dort aus mit dem Zug nach Gießen. Momentan lebt er in der Hessischen Erstaufnahmeeinrichtung (HEAE) in Babenhausen.

Ähnliche Geschichten in unterschiedlichen Zeiten. Beide jedoch waren auf der Suche nach Sicherheit. Unter der Überschrift „Das bin ICH!“ startete die Kinder- und Jugendförderung Babenhausen am vergangenen Dienstag (15.11.) ihre neue Veranstaltungsreihe. In Zusammenarbeit mit dem ASB und der Bachgauschule, sollen in den nächsten Monaten Gesprächsstunden stattfinden, die besonders das Thema Asylsuchende aufgreifen. „Wir wollen gemeinsam mit Gerüchten und Vorurteilen aufräumen“, sagte Michael Spiehl von der Jugendförderung. „Dabei wollen wir miteinander, anstatt übereinander reden. Denn ich kann mich noch an die ersten negativen Reaktionen erinnern, als es hieß, dass Flüchtlinge in die Kaserne kommen sollen.“

Zwei Männer, darunter Soleyman und eine Frau aus Afghanistan kamen am Dienstagabend in das Jugendcafé um ihre Geschichten zu erzählen. Ebenso erzählte Hans-Bernd Weber seine Geschichte. Im Zuge der Kinderlandverschickung während des zweiten Weltkriegs, musste er seine Eltern verlassen. Weber wurde in das Salzburger Land verschickt. Elfriede Hehner war aufgrund ihres hohen Alters nicht anwesend. Michael Spiehl zeigte ein von ihm aufgezeichnetes Interview mit ihr. „Wir sollten mal an unsere Geschichten zurückdenken. Nach und während des zweiten Weltkrieges wurden 14 Millionen Deutsche aus ihrer Heimat vertrieben. Damals haben wir auch Hilfe gebraucht. Deshalb sollten wir Jugendliche jetzt dafür sensibilisieren“, erklärte Spiehl weitere Beweggründe für die Veranstaltung.

Gespannt hörten die Schüler des Leistungskurses für Politik und Wirtschaft (PoWi) den Erzählungen zu. „Momentan behandeln wir das Thema Menschenrechte im Unterricht. Da passt Asylrecht gut ins Thema“, sagte Lehrer Thomas Fuhlbrügge. „Im Unterricht haben wir uns bereits einige Fragen erarbeitet, die wir den Flüchtlingen und Herrn Weber stellen können.“ Das Ganze sollte nicht in Form von Vorträgen stattfinden. Vielmehr als große Diskussionsrunde, in der jeder am Gespräch teilnehmen konnte. „Durch die Zusammenarbeit mit der Bachgauschule erreichen wir genau die Zielgruppe, die wir erreichen wollten, so Spiehl. Auch die Meinungen der Schüler spielten in den Gesprächen eine Rolle. „Warum sollten wir keine Flüchtlinge aufnehmen. So lange wir Platz und Arbeit für sie haben, finde ich das okay,“ war zum Beispiel die Meinung von Pasquale.

Unter den Gästen waren nicht nur die zwölf Schüler des PoWi-Leistungskurses, auch Babenhäuser sind zu der öffentlichen Veranstaltung gekommen. Bis in den kommenden Sommer 2017 hinein, planen Kinder- und Jugendförderung, ASB und Bachgauschule weitere fünf Veranstaltungen dieser Art. Immer auch mit Asylsuchenden die von ihren Erfahrungen erzählen. Themenschwerpunkt dafür können unter anderem sein: Arbeit, Religion oder besondere Fähigkeiten. mro

Flüchtlinge erzählen ihre Geschichte. Von links: Abdullah Ayrouki. Soleyman Mohhamand, Übersetzer Rassar Ahmadtaufiq und Rahima Haqqani. Die 33 jährige feierte am Dienstag zugleich Geburtstag. Bereits im Alter von vier Jahren wurde sie aus ihrer Heimat vertrieben. Rahima floh in den Iran. Mit einem Flugzeug kam die gebürtige Afghanin vor rund zwei Monaten aus dem Iran zu uns. Obwohl sie erst seit gut sechs Wochen unsere Sprache lernt, erzählte sie ihre Geschichte auf Deutsch. An der Universität von Isfahan (Iran) absolvierte Rahima ein Bachelor- und Masterstudium als Bauingenieurin, hatte jedoch als Afghanin Schwierigkeiten im Iran dauerhaft Arbeit zu finden. „Sobald ich meinen Sprachtest bestanden habe, möchte ich in Darmstadt meinen Dr. machen. In Deutschland fühle ich mich gut aufgehoben,“ sagte die engagierte Afghanin.

Quelle: BZ vom 17. November 2016